· 

Schuldzuweisungen in der Eltern-Kind Beziehung

Das Gefühl der Schuld

Ich möchte heute über Schuld, beziehungsweise über Schuldzuweisungen schreiben.

Kennst du das Gefühl der Schuld? Ich schon, denn die meisten Eltern kennen das Gefühl der Schuld, gerade in Bezug auf unsere Kinder fühlen wir uns oft schuldig.

Wir waren vielleicht zu gereizt und haben unser Kind angeschrien, oder etwas gesagt, was wir eigentlich nie sagen wollten oder wir fühlen uns schuldig, weil wir wieder keine Zeit und Ruhe hatten, mit unserem Kind zu spielen, basteln, backen…

Es gibt viele Dinge, die uns schlechtes Gewissen geben und weshalb wir uns schuldig fühlen könnten. Und dieses Gefühl, was seine absolute Berechtigung hat, fühlt sich gleichzeitig nicht gut an und kann ganz schön an uns nagen.

Im Folgenden möchte ich allerdings das Thema Schuld in einem anderen Zusammenhang betrachten, was tiefere Wurzeln hat und über das eigene Gefühl der Schuld hinausgeht, nämlich die Schuldzuweisungen.

Holzfiguren, eine Figur zeigt auf die andere, die hilflos aussieht
Schuldzuweisungen sind beschämend

Früher war der Fehler beim Kind

Viele Erwachsene neigen dazu, den ‚Fehler‘ beim Kind zu suchen, beziehungsweise zu finden. 

Dies ist meines Erachtens geprägt von der herkömmlichen verhaltensorientierten Pädagogik. 

Denn viele Jahrzehnte wurde das Verhalten von Kindern als etwas gesehen, das entweder in das Bild der Erwachsenen gut passte oder eben nicht. Wenn nicht, dann musste es gestoppt werden und man bastelte am Kind und seinem Verhalten herum, um das Kind möglichst anzupassen. Das geschah auf vielfältige Weise, vor allem wurden Bestrafungen und Belohnungen genutzt um bestimmten Verhalten zu stoppen oder zu fördern.

Bei wem lag also der Fehler? Beim Kind!

 

Kein Wunder also, dass es noch in vielen heutigen Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen steckt und die Schuld für schwieriges Verhalten auf das Kind geschoben wird.

 

Und sind wir mal ganz ehrlich, schwingt es auch mit, dass Menschen dazu neigen können Schuld gerne auf andere zu schieben… und Kinder können sich dagegen nicht wirklich wehren. 

Schluss mit Schuldzuweisungen

Nun würde ich mir wünschen, dass wir Menschen grundsätzlich aufhören mit Schuldzuweisungen.

Und es ist mir ungemein wichtig zu betonen, dass Kinder nicht die Schuld für ihr Verhalten tragen sollten.

Werden sie von Bindungspersonen beschuldigt, zu laut, zu fordernd, zu faul, zu still, zu zappelnd oder Ähnliches zu sein, werden sie sich falsch fühlen und können ungesunde Strategien entwickeln.

 

Kinder reagieren allerdings gesund auf eine Umwelt, die es ihnen schwierig macht. Das schwierige Verhalten, ist das was wir sehen, auf der Eisbergspitze, und es hat immer einen Grund, es macht immer Sinn und ist die Lösung des Kindes um mit schwierigen Situationen oder einer schwierigen Umwelt umzugehen.

Deshalb ist es so wichtig für die Kinder, dass wir sie nicht als böse, hinterhältig, aufmüpfig oder gar als Tyrannenkinder bezeichnen, sondern schauen, warum sie sich verhalten, wie sie es tun und dabei keine Angst davor haben, auch auf uns selbst als Eltern oder ErzieherInnen zu schauen.

 

Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder Fehlersuche und gar nicht darum jemanden schlecht zu machen, weder Kinder noch Eltern oder ErzieherInnen.

Alle, ob Erwachsen oder Kind, tun ihr Bestmöglichstes um zu überleben. Und dabei sind Strategien entstanden, die vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt Nähe und Beziehung sichern konnten, aber auf längere Sicht eher das Gegenteil bewirken.

Schuld ist ein wichtiges und gesundes Gefühl

Wenn wir uns dem Thema Schuld konstruktiv zuwenden, dann ist es ein gesundes Gefühl, welches wir selber fühlen können und welches auch ein sehr wichtiges Gefühl ist, denn es zeigt uns, wenn wir etwas getan haben, was wir selber nicht richtig fanden oder es nicht zu unseren Werten und unserer Moral passte.

 

Schuld ist etwas, was wir nie anderen zuweisen sollten, (dabei klammer ich selbstverständlich Gewalt und das vorsätzliche Schaden anderer aus) denn wir wissen dabei nicht, welchen Sinn das Verhalten für genau diesen Menschen gemacht hat.

Gleichzeitig ist eine Schuldzuweisung auf emotionaler Ebene sehr übergriffig und beschämend und wirkt auf der Beziehungsebene trennend. 

 

Kinder können sich nicht ihre emotionalen Grundbedürfnisse selbst erfüllen, denn sie sind dabei abhängig von Erwachsenen, die ihnen die Sehnsucht nach Verbindung befriedigen und dabei so viel Selbstwirksamkeit und Autonomie ermöglichen, wie es entwicklungsgerecht möglich ist. Wenn das im Einklang ist, dann fühlt sich ein Kind sicher. Wir Erwachsenen sollten über die Jahre gelernt haben uns dieses grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit selbst zu erfüllen, was vielen schwer bis gar nicht gelingt. Wichtig ist hier das Wissen, dass Kinder nicht in der Lage sind, sich diese Bedürfnisse selbst zu befriedigen.

Lies hierzu auch gerne meinen Blogartikel Von der Erziehung zur Beziehung

 

Statt Schuldzuweisungen braucht es einen konstruktiven Umgang mit sogenannten ‚Fehlern’ oder ‚fehlerhaftem‘ Verhalten.

Es braucht empathische Erwachsene, die selbst Verantwortung übernehmen können, die als Vorbilder agieren, die Kinder entwicklungsgerecht begleiten und die verstehen, dass Kinder sich bestmöglich entwickeln, wenn wir mit ihnen in Beziehung sind und nicht im Gegeneinander.

Eltern schreien Kind an, dass mit Hausaufgaben Schwierigkeiten hat
Nicht gut genug???

Schuldzuweisungen helfen nicht, nie!

Sie sind kontraproduktiv und hängen am Verhalten fest. Das kann die Entwicklung der Kinder stark beeinflussen, da es davon ablenkt, dass es immer ein Grund für ein Verhalten gibt. Das Kind wird also nicht in seinen mangelnden emotionalen Grundbedürfnissen gesehen und diese werden nicht beantwortet. Das Kind wird ‚einfach’ mit einer Schuld belastet, welches es nicht selbst (be)heben kann.

 

Wenn wir aus den Schuldzuweisungen raus möchten, sind folgende Impulse ein kleiner Anstoß zur Reflexion:

  1. Verständnis für die kindliche Entwicklung kann helfen, ihr Verhalten besser zu verstehen.
  2.  Empathie entwickeln um die Perspektive des Kindes zu verstehen. So entsteht mehr Verständnis und es ermöglicht in Beziehung zu kommen.
  3. In der Kommunikation in der Familie im Dialog bleiben und Offenheit und Vertrauen fördern. Mit Schuldzuweisungen werden Kinder sich nicht öffnen.
  4. Eltern sind Vorbilder und sollten immer mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb ist es wichtig, als Eltern selbst Verantwortung zu übernehmen und vorzuleben, wie man mit Fehlern umgeht, ohne Schuld zuzuweisen.
  5. Selbstreflexion nutzen, um eigene Reaktionen auf kindliches Verhalten oder sogenannte ‚Fehler’ zu verstehen und eine bewusstere und konstruktive Elternschaft zu leben.
  6. Gemeinsam nach Lösungen suchen, denn das zeigt dem Kind, dass es nicht in einem Gefühl und damit bestimmten Verhalten festhängen braucht.

Schuldzuweisungen sollten vermieden werden, denn sie trennen die Verbindung zwischen Menschen. Dieser Verbindungsabbruch bringt insbesondere Kinder in eine große Not, die wiederum ein auffälliges Verhalten hervorbringen kann und damit ein Strudel der Konflikte und Schuldzuweisungen mit sich bringen kann.

Schuld ist also ein Gefühl, was wir selbst fühlen können, unseren Kindern und Liebsten sollten wir dieses Gefühl nie zuweisen oder übertragen

Übernehme Verantwortung

Verantwortung als Eltern zu übernehmen ermöglicht es unsere eigene Selbstwirksamkeit zu stärken.

Damit bedienen wir einer unserer eigenen Grundbedürfnisse, die in der Elternschaft oft zu kurz kommen kann.

Diese Entscheidung können wir als Eltern machen. Unsere Kinder nicht, sie sind von uns abhängig. Gleichzeitig spüren wir die positive Veränderung in der Beziehung zu unseren Kindern oftmals schlagartig, wenn wir als Eltern uns selbst und unser eigenes Verhalten reflektieren und Verantwortung dafür übernehmen.

 

Wenn du also merkst, dass du aus den Schuldzuweisungen selber nicht herauskommst oder mehr über die kindliche Entwicklung wissen möchtest, dann nehme ich dich gerne an die Hand.

 

Deine Kaia

Kommentar schreiben

Kommentare: 0